Manchmal läuft vieles gut und dennoch bleiben die Glücksgefühle aus - woran kann das liegen, was verhindert in uns, das Glück wahrzunehmen? Raj Raghunathan, ein amerikanischer Professor hat dazu geforscht und konnte einige Ursachen können:
"Glück kann man nicht kaufen" - dieser Satz stimmt nur in einer gewissen Weise. Wenn es beispielsweise darum geht, ob wir uns etwas gönnen wollen, das wir uns wünschen und auch leisten können, versagen wir uns manchmal diese positiven Erlebnisse, weil es plötzlich doch wichtiger ist, einen "Gegenwert" zum Geld zu bekommen - wir verlieren dann unser eigentliches Ziel aus den Augen. Im Beruf entscheiden sich Menschen immer wieder für zwar hochbezahlte , aber gleichzeitig stressige Job, mit vielleicht unangenehmen Chefs oder vielen Überstunden - auch wenn die Alternative "geringeres Gehalt, aber genug zum Leben, mit interessanten Aufgaben und gutem Betriebsklima" wäre. Eine Erklärung für diese Verhaltensweisen ist, dass "Glück" für viele Menschen schwerer zu definieren ist als beispielsweise Geld oder Status.
Glücklich und zufrieden macht uns, wenn wir unsere Fähigkeiten und Talente einsetzen können und unsere Kompetenzen entwickeln. Dann erleben wir uns autonom, fühlen uns als Experten und bekommen Anerkennung. Unser Glückserleben kippt, wenn wir uns von unseren eigenen Wünschen und Zielen entfernen, beispielsweise indem wir anfangen, uns mit anderen zu vergleichen, überlegen sein wollen, die Maßstäbe von anderen anlegen oder nicht mehr selbstmotiviert, sondern fremdmotiviert (durch Geld, Bonus oder Gehaltserhöhung) arbeiten. Die Menge an Glück ist aber nicht begrenzt oder knapp, wir müssen daher nicht mit anderen darum kämpfen und können uns einfach darauf konzentrieren, was für uns selbst passt. Kooperation und Harmonie statt Wettbewerb und Kampf sind zusätzliche Glücksquellen.
Autonomie, also dass wir beispielsweise selbst über unsere Zeit oder unsere Ziele bestimmen ist für uns wichtig, auch für unser Wohlbefinden. Das bedeutet auch, dass wir unser Leben selbst kontrollieren wollen. Wenn sich dieses Kontrollbedürfnis aber auf Bereiche ausdehnt, in denen eine Kontrolle schwierig ist, viel Raum einnimmt oder perfektionistisch wird, schlägt das gute Gefühl um, führt zu Enttäuschungen, Ärger, Frustration oder auch Kämpfen mit anderen, die sich kontrolliert fühlen. Gut tut uns, wenn wir es schaffen, im Umgang mit Unsicherheit gelassen zu werden.
Vertrauen zu anderen und Glück hängen zusammen, weil Vertrauen uns erlaubt, entspannter zu leben. Auch wenn wir manchmal enttäuscht werden, wenn wir anderen vertrauen, hilft ein Blick auf all die Momente und Situationen, in denen es sich für uns gelohnt hat zu vertrauen. Meist werden wir feststellen, dass sich damit der Vertrauensbruch relativiert und das für uns positive überwiegt.
Manchmal sind wir unglücklich, weil wir glauben, dass uns etwas fehlt oder wir von etwas nicht genug haben - wir gehen dann auf die Suche mit dem Ziel, diesen Mangel zu füllen. Wir könnten aber bei uns anfangen und unsere Einstellung verändern: wir besitzen genug von allem, was wir zum Glücklich sein brauchen. Damit machen wir uns unabhängig von äußeren Bedingungen und anderen Menschen. Indem wir unsere eigenen Maßstäbe anlegen, haben wir mehr Freude und die Chance, immer wieder in Flow zu kommen.
(Quelle: u.a. Psychologie heute 09/2017)