Manfred Max-Neef, ein chilenischer Ökonom mit deutscher Herkunft, entwickelte in den 1990er-Jahren ein Modell menschlicher Grundbedürfnisse. Seiner Meinung nach gibt es neun Bedürfnisse:
Bedürfnis nach: körperlich und geistig gesund sein; mit sich im Gleichgewicht sein; Nahrung, ein Dach über dem Kopf und Arbeit haben; sich fortpflanzen; ein passendes Lebensumfeld haben
Bedürfnis nach: Fürsorge, Geborgenheit und Solidarität erfahren; selbstständig sein; soziale Sicherheit haben; Abgesichert sein (Ersparnisse, Versicherungen, Krankenversicherung) und Vorsorge treffen; Rechte haben; mit anderen kooperieren; helfen
Bedürfnis nach: Selbstachtung, Solidarität, Respekt, Toleranz; Partnerschaft, Familie, Freundschaft; sich lieben; sich kümmern, in Gemeinschaft sein; sich wertschätzen; Gefühle ausdrücken dürfen
Bedürfnis nach: Neugier, Vernunft, Aufnahmebereitschaft; zu forschen, experimentieren, analysieren; zu lernen, andere auszubilden;
Bedürfnis nach: sich anpassen; Solidarität zu erleben und zu leben; sich engagieren; Leidenschaft haben; Verantwortung und Pflichten übernehmen; etwas leisten; mit anderen kooperieren; etwas zustimmen; Meinungen austauschen, sich mitteilen; mitbestimmen; einer Gemeinschaft angehören (Partei, Kirche, Gemeinde, Nachbarschaft, Familie)
Bedürfnis nach: Ruhe und Beschaulichkeit, Sorglosigkeit; sich Phantasien hingeben; Spielen, Spaß haben und Feiern; in den Tag hineinträumen; sich an Vergangenes erinnern; die Freizeit genießen
Bedürfnis nach: etwas schaffen oder erfinden; sich beschäftigen; Fähigkeiten und Fertigkeiten einsetzen; produktiv sein; Rückmeldungen erfahren; frei über die eigene Zeit verfügen
Bedürfnis nach: sich abgrenzen, sich selbst achten und behaupten; in Bezugsgruppen den eigenen Platz definieren; sich selbst kennen bzw. kennenlernen; sich selbst verwirklichen; sich weiterentwickeln
Bedürfnis nach: Freiraum, Autonomie und Mut; Gleichberechtigung; Risiko; Unterschieden
Alle Bedürfnisse bestehen nebeneinander, wobei man das Bedürfnis, zu überleben und eine materielle Lebensgrundlage zu haben auch als Grundlage für die anderen Bedürfnisse sehen kann.
Wenn ich etwas tue, bekomme oder erlebe kann es sein, dass damit mehrere Bedürfnisse auf ein Mal befriedigt werden.
Wenn ich etwas tue, bekomme oder erlebe kann es aber auch sein, dass ich damit ein Bedürfnis befriedige und ein anderes Bedürfnis dabei auf der Strecke bleibt.
Schon 1962 hat der amerikanische Psychologe Abraham H. Maslow hat in einem seiner Bücher die Theorie aufgestellt, dass wir Menschen von zwei Arten von Bedürfnissen beeinflusst werden: den Defizit- und den Wachstumsbedürfnissen. Nach seiner Definition gibt es vier Bereiche bei den Defizitbedürfnissen und einen Bereich bei den Wachtumsbedürfnissen:
Defizitbedürfnisse 1:
Körperliche Bedürfnisse
Durst, Hunger, Sexualität, Schlaf,
Bedürfnis nach Bewegung / Anregung / Erregung / Ruhe, Schutz vor Witterung
Defizitbedürfnisse 2:
Sicherheitsbedürfnisse
Stabilität, Zuverlässigkeit, Regeln, Ordnung, Gesetze und Grenzen,
Freiheit von Angst / Bedrohung / Chaos, Schutz der Existenz, des
Arbeitsplatzes und Eigentums, Altersvorsorge, Gesundheit
Defizitbedürfnisse 3:
Soziale Bedürfnisse
Zuneigung, Abneigung gegen Einsamkeit / Ablehnung / Fehlen von
Freunden, Kommunikation, Kontakt, Bedürfnis nach Akzeptanz der eigenen Person,
Liebe, Geborgenheit, Mitgliedschaft, Sorgen und Umsorgen, " dazu gehören"
Defizitbedürfnisse 4:
Bedürfnis nach Achtung
Stärke, Erfolg, Tüchtigkeit, Macht und Wissen, Anerkennung, Prestige, Status,
Aufmerksamkeit, Bedeutung, Respekt, Selbstbestätigung, " differenziert sein von
anderen"
Wachstumsbedürfnisse:
Selbstverwirklichung
Volle Ausschöpfung und Entfaltung des im Menschen angelegten Potentials
und das Ausleben der Einzigartigkeit. Weltverständnis, Spontaneität,
Natürlichkeit,
Zielorientiertheit, Wunsch nach Alleinsein, Autonomie, Aufgeschlossenheit,
Gemeinschaftsgefühl, Kreativität, Individualität, Selbstentfaltung,
Selbstwertgefühl, Gestaltung des eigenen Lebens und der Umwelt,
Ausschöpfung des eigenen Potentials
Maslow bringt die Defizitmotive und die Wachstumsmotive in eine hierarchische Anordnung (die Maslowsche "Bedürfnispyramide"). Die höheren Bedürfnisse innerhalb der Hierarchie werden erst dann wichtig bzw. verhaltenswirksam, wenn die darunterliegenden Bedürfnisse befriedigt sind. Die physiologischen und Sicherheitsbedürfnisse (auf den untersten beiden Stufen der Bedürfnis-Hierarchie) haben Priorität und höchste Motivationskraft, solange sie unbefriedigt bleiben. Die Bedürfnisse einer höheren Ebene können nicht motivieren, solange Bedürfnisse der unteren Schichten nicht angemessen befriedigt sind
Maslow glaubt, dass
Maslows Theorie gilt bei vielen Experten als überholt.
Als Konkretisierung dieser universellen Bedürfnisse beschreibt Richard G. Erskine acht Beziehungsbedürfnisse, also Bedürfnisse, die im Kontakt mit anderen Menschen existieren.
In neuerer Zeit hat Steven Reiss ergänzende interessante Ergebnisse zum Thema Lebensmotive vorgelegt.