Sucht man nach Forschungsergebnissen und Erkenntnissen der Psychologie zum Thema "Glück", so stellt man (vielleicht überrascht) fest: Standardwerke der Psychologie, z.B. das "Psychologische Wörterbuch" von Dorsch oder "Kindlers Psychologie des 20. Jahrhunderts" enthalten keine Einträge zum Stichwort "Glück".
Eine Untersuchung des Glücksforschers David Myers zur Anzahl bestimmter Artikel in den "Psychological Abstracts" aus den Jahren 1987 bis 2000 ergab 70.856 Artikel über "Depressivität (Depression)", 57.800 Artikel über "Angst (Anxiety)", 8.072 Artikel über "Ärger (Anger)", aber nur 5.071 Artikel zu "Lebenszufriedenheit (Life Satisfaction)", 2.958 Artikel zu "Glücklich sein (Happiness)" und 851 Artikel zum Thema "Freude (Joy)".
Der Schwerpunkt der psychologischen Forschung liegt also ganz eindeutig darauf, was uns unglücklich macht und nicht darauf, was uns glücklich macht. Des weiteren wird in der Psychologie der Begriff "Glück" eher selten gebraucht, stattdessen sprechen die Forscher häufiger von "Zufriedenheit", "Wohlbefinden", "Sinn", "Freude", "Positiverfahrungen", "Lust" oder "Erfolg".
In den letzten Jahrzehnten und auch sichtbar durch die Einführung der sog. Positiven Psychologie hat sich die Lage etwas verbessert.
Mindestens drei Forschungsgebiete innerhalb der Psychologie beschäftigen sich mit Glück: die Positive Psychologie, die Emotionsforschung sowie die Gesundheitspsychologie.
Seit den 90ern beschäftigt sich die Positive Psychologie mit der Frage, was uns glücklich macht bzw. wie wir glücklich werden und was das Leben lebenswert macht.
Die Emotionsforschung ist sozusagen das dritte Standbein der Psychologie neben der Erforschung von Verhalten (Behaviorismus) und Kognitionen (Kognitivismus). Dabei steht im Allgemeinen die Analyse negativer Gefühle im Vordergrund.
Emotionspsychologen unterschieden bei den Emotionen und daher auch beim Glück zwischen vier verschiedenen Komponenten, die untersucht werden:
Die Gesundheitspsychologie entstand aus der "Mental-Health"-Bewegung, der Humanistischen Psychologie und der Entwicklungspsychologie. Kernaussage ist, dass Gesundheit eigenständig angestrebt werden muss und sich nicht automatisch durch den Abbau von Krankheit ergibt, analog zur Erkenntnis, dass der Abbau von Unglück nicht automatisch glücklich macht. Da zur Gesundheit auch Glück und Wohlbefinden gehören, ist Glück ein wichtiger Gesundheitsfaktor, der von Gesundheitspsychologen untersucht wird.
Psychologen definieren Glück als "eine extrem starke positive Emotion und ein vollkommener, dauerhafter Zustand intensivster Zufriedenheit". Dabei wird nach Philipp Mayring ("Psychologie des Glücks") unterschieden zwischen aktuellem Glückserleben ("state", englisch: Zustand) und biographisch entwickeltem Lebensglück ("trait", englisch: Charakterzug, Merkmal).
Forschungsergebnisse zum Thema "Glück" bleiben widersprüchlich, wenn man nicht unterscheidet zwischen dem Glückserleben in einer bestimmten Situation und einem umfassenden, unspezifischen, länger andauernden Glückserleben. Generell haben sich in der psychologischen Forschung dafür die Begriffe "state" (konkreter Situation, Zustand) und "trait" (Persönlichkeitseigenschaft, Merkmal) eingebürgert. Darüber hinaus gibt es z.B. in der englischen Sprache für das Gefühl "Glück" unterschiedliche Wörter, nämlich "pleasure" für das situative Glück und "happiness" für das unspezifische Glück.
Geht es um Gefühle, bedeutet "state" eine konkrete Empfindung, während "trait" eine "Persönlichkeitseigenschaft meint. Wie im Buch "Psychologie des Glücks" von Philipp Mayring aufgeführt, gibt es zwischen den beiden Unterschiede bezüglich:
Hinsichtlich Glück bedeutet "state" ein aktuelles Glückserleben und "trait" das biographisch entwickelte Lebensglück.
Eigenschaften von Glück als aktuelles Glückserleben (state) sind:
Eigenschaften von Glück als biographisch entwickeltes Lebensglück (trait) sind:
"Eines der seltsamsten, am wenigsten interpretierbaren Symptome unserer Zeit
ist die Negierung der Psychologen von Glück, jenem inneren Zustand, den Plato,
Aristoteles und fast alle wichtigen nachfolgenden Denker als das höchste für den
Menschen erreichbare Gut annehmen."
(Murray & Kluckholm: Outline of a conception of personality)