Einst fragt ein Mönch Zenmeister Jôshû: "Was ist Zen? Bitte, unterweise mich." Jôshû erwiderte: "Hast Du schon gefrühstückt?" "Ja, Meister", antwortete der Mönch. "Dann", sagte Jôshû zu ihm, "spüle Deine Schalen."
Zen ist eine Lebens- und Geisteshaltung, die auf den folgenden Grundlagen basiert:
Zen bedeutet, im Augenblick zu leben, den Augenblick wahrzunehmen; in der Konsequenz heißt das auch, ihn nicht zu beurteilen, da eine Beurteilung schon die Wahrnehmung einschränkt.
Zen bedeutet, die Gedanken zur Ruhe bringen, die in uns sind, z.B. durch Konzentration auf unseren Atem, eventuell kombiniert mit einfachen Zählübungen.
Zen bedeutet, eins zu werden mit den eigenen Handlungen. Zenmeister praktizieren z.B. eine Teezeremonie, in deren Verlauf sie höchst konzentriert Tee für die Teilnehmer zubereiten.
Zen bedeutet zu tun, was der Augenblick verlangt, ohne schon an das nächste oder größere Ziel zu denken.
Zen bedeutet, weiter zu gehen und das zu tun, was dieser Moment verlangt, egal ob der Moment gut oder schlecht ist. Leben heißt, den Weg zu gehen, der im Augenblick vor Dir liegt.
Zen kann man einfach machen, es ist das alltägliche Leben selbst, das man nicht lernen braucht. Dennoch ist es unter Umständen ratsam, sich in die Obhut eines Zenlehrers oder Zenmeisters zu begeben und in einem Zenkloster oder Zenzentrum zu üben. Auch haben sich im Zen im Laufe der Zeit verschiedene traditionellen Wege etabliert, die das Üben erleichtern sollen. Dazu gehören: das (meditative) Sitzen (Zazen), das (meditative) Gehen (Kinhin), der Teeweg / die Teezeremonie (Chadô), Blumenstecken (Ikebana), Kalligraphie (Shodô) sowie verschiedene Sportarten wie Tai Chi, Qi Gong, Schwertkampf (Kendô) und Bogenschießen (Kyûdô)
Einst fragte ein Vinaya-Lehrer einen Zen-Meister: "Wie übst Du Zen in
Deinem täglichen Leben?" Der Meister antwortete: "Wenn ich hungrig bin, esse
ich. Wenn ich satt bin, spüle ich meine Eßschale. Wenn ich müde bin, schlafe
ich."
Der Lehrer erwiderte: "Das tut jeder. Übt also jeder Zen wie Du?" Der Zenmeister
erklärte: "Nein, nicht in gleicher Weise." Der Lehrer fragte: "Warum nicht in
gleicher Weise?" Der Meister lächelte: "Wenn andere essen, wagen sie nicht zu
essen. Ihr Denken ist angefüllt mit unendlich vielen Überlegungen. Darum sage
ich: nicht in gleicher Weise."