Unser Glück hängt inzwischen von so vielen Dingen und Umständen ab - beispielsweise dem passenden Partner, dem Erfolg unserer Kinder, von den Aktienkursen, vom Wetter, vom Urlaub, von körperlicher Fitness - , dass wir gar nicht mehr zu merken scheinen, wie abhängig wir geworden sind. Im Gegenteil: Wir scheinen der Überzeugung zu sein, dass unser vermeintliches Glück das Glück der ganzen Welt sein müsste. Sind wir doch schon lange und seit einigen Jahren nun auch noch unter dem Deckmantel einer fragwürdigen Friedenspolitik damit beschäftigt, die ganze Welt mit unseren Gütern zu beglücken. Dabei sind für jeden, der nicht nur an der oberflächlichen Betrachtung unseres Glücksideals stehen bleibt, die Nachteile und Schäden nicht zu übersehen, die dieses anrichtet.
Bei Platon und Augustinus können wir lernen, was zum Glück des Menschen wirklich gehört. Ihr gründliches Denken kam zu dem Schluss, dass menschliches Glücksstreben sich am Sein und nicht an den individuellen Wünschen und Begierden des Menschen orientieren muss. Wir müssen wieder entdecken, was das Wesen des Menschen ausmacht, um dieses zum Maßstab unseres Glücksstrebens nehmen zu können. Dazu ist eine umfassende Selbsterkenntnis möglichst vieler nötig. Indem wir uns selbst erkennen, d.h. die Tiefen und Höhen, Licht und Schatten unseres Innersten ausloten, gelangen wir dann - so Platon und Augustinus - auch zur Erkenntnis dessen, was bzw. wer über dem Menschen steht und zur Einsicht, dass ohne Beziehung zu diesem höchsten Gut, das unser Dasein begründet, kein wahres Glück möglich ist.
(Autorin: Monika Wirthgen)