Die Philosophiegeschichte beginnt mit dem dreifachem Glück, das Platon und Augustinus kennen: einmal das Glück der Beziehung zum übermenschlichen Sein selbst, dann das Glück der persönlichen Menschenbildung und schließlich das Glück des menschenwürdigen Miteinanders. Die beiden letzteren sind ohne das erste grundlegende Glück nicht möglich. Glück des Menschen umfasst hier den Menschen in allen Lebensbereichen und Sinnbezügen, nämlich in sich selbst, in seiner Beziehung zu anderen und in der Beziehung zu seinem Urgrund. Glück ist also das, was durch die Beziehung zum göttlichen Urgrund her für den einzelnen und für andere ermöglicht wird.
Durch das zweidimensionale Menschenbild, das Aristoteles entwirft und bis zu Kant zu finden ist, verengt sich dieser Glücksbegriffes. Mitmenschlichkeit bleibt zwar lange Zeit als wesentlicher Glücksbereich erhalten, jedoch erweist sich deren ausschließliche Verankerung im Menschlichen als ungenügend. Trotz aller Anstrengungen, den Menschen mit verschiedenen Mitteln besser und tüchtiger zu machen, nimmt das Vertrauen in seine Fähigkeit ab, ein gutes und einvernehmliches Gemeinwesen gestalten zu können. Diese verhängnisvolle Entwicklung geht wiederum zu Lasten des Glücks. Weder Luther, noch Descartes und erst recht nicht Kant verwenden Glück im Hinblick auf das gesellschaftliche Miteinander. Ausschließlich Zufriedenheit und Pflichterfüllung sind hier zu erwarten, Glück verkümmert mehr und mehr zur privaten Bedürfnis- und Triebbefriedigung.
Dieses individuelle Glücksverständnis prägt sich im eindimensionalen Menschenbild weiter aus. Die Materialisten und Empiriker der Neuzeit postulieren sogar ein gegenteiliges Menschenbild. Glück ist in der Zwischenmenschlichkeit nicht nur unmöglich, sondern der Natur des Menschen geradezu entgegengesetzt. Gemeinschaftliches Leben ist daher nur durch Unterordnung unter Rechts- und Nützlichkeitsnormen möglich, nicht mehr durch Tüchtigkeit und gute Menschlichkeit möglichst vieler.
Es bleibt das Glück der Bedürfnisbefriedigung, bzw. des Höchstmaßes an Vergnügen in einer "Spaßgesellschaft", in der Glück nicht mehr umfassender Selbstausdruck des Menschen sein darf, sondern sich in - mittlerweile schon globalem - Profitstreben, im Konsum von Gütern, Vergnügungen und Partnern erschöpft.
(Autorin: Monika Wirthgen)