Im Laufe der zweieinhalbtausendjährigen Geschichte des Philosophierens haben die verschiedenen Philosophen und Philosophenschulen eine Fülle von Menschenbildern hervorgebracht, die ihrem Wesen nach jeweils einer der drei im folgenden näher beschriebenen Kategorien zugeordnet werden können.
Es ist das umfassendste und sagt aus, dass der Mensch drei unterschiedlichen, in bestimmter Hinsicht voneinander unabhängig geregelten Seinsbereichen angehört:
Dieses Menschenbild findet sich vor allem in den Anfängen der abendländischen Philosophie bei Platon, bei Plotin und bei Augustinus.
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Dies besagt, dass der Mensch nur zweien der oben beschriebenen drei Seinsbereiche angehört, nämlich der sinnlich wahrnehmbaren Welt bzw. Natur einerseits und seinem eigenen durch das Denken wahrnehmbaren geistig-seelischen Bereich andererseits. Der dritte Seinsbereich wird hier entweder bestritten, oder ist als nur zu denkender Urgrund auf eine Denkkategorie reduziert, wie bspw. bei Descartes und bei Kant. Diese Entwirklichung des Urgrundes hat weitreichende Konsequenzen für das Glück.
Vertreten wurde dieses Menschenbild bereits in den Anfängen der Philosophie. Es ist bei Aristoteles, anderen antiken Philosophen sowie Vertretern der mittelalterlichen Scholastik wie Thomas von Aquin zu finden.
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Dies besagt, dass der Mensch nur einem der oben beschriebenen Seinsbereiche angehört.
Wird der Mensch im Wesentlichen der Welt bzw. der Natur zugeordnet, dann handelt es sich um ein materialistisches Weltbild. Der menschliche Geist wird zwar nicht verleugnet, aber eher als Anhängsel, Begleiterscheinung der Materie verstanden, wie schon in der Antike Epikur und in der Neuzeit die Empiristen u.a. behaupteten. Auch evolutionstheoretische und biologische Ansätze, wie heute durch die Gehirnforschung vertreten, sind im wesentlichen materialistische Sichtweisen des Menschen.
Wird der Mensch hauptsächlich seiner eigenen geistigen Welt zugeordnet, wie dies in der Neuzeit bei Hegel und Fichte explizit festzustellen ist, dann spricht man vom Geistmonismus. Dieser versteht alles, was ist, als von einem absoluten, objektiven Geist bzw. denkenden Geist des Menschen abhängig bzw. erschaffen. Letztere Spielart des Eindimensionalen ist im abendländischen Denken seltener als die materialistische, was vermutlich mit der dem Abendländer eigenen Weltzugewandtheit zu tun hat. Unter den Vorsokratikern (griechische Philosophen des 7. bis 5. Jahrhunderts v.Chr., Sokrates ausgenommen) sind es vor allem Pythagoras und Heraklit, deren Denken Vergleichbares prägt.
Noch seltener ist eine Eindimensionalität, die sich den Menschen mit seinen natürlich-körperlichen und geistig-seelischen Ausstattungen als Anhängsel und Werkzeug einer höheren, über dem Menschen stehenden geistigen Welt denkt. Dabei berücksichtigt sie durchaus den Wert der unterschiedlichsten individuellen Bedürfnisse und Begabungen. Diese aber - ob sich nun der einzelne dessen bewusst ist oder nicht - dienen einem unsichtbaren Weltenplan, der sich in der Auseinandersetzung zwischen dunklen und hellen, bzw. bösen und guten Mächten vollzieht und einer Erlösung zustrebt. Diese heute unter Begriffen wie Spiritualität und Esoterik anzutreffende Eindimensionalität, die auch Grundlage der Anthroposophie Rudolf Steiners ist, findet ebenfalls schon in den geistigen Anfängen unseres Kulturkreises ihre Vertreter und Anhänger, die als Gnostiker bezeichnet werden.
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(Autorin: Monika Wirthgen)