Glück ist entsprechend Platons (428 - 347) Menschenbild dem Menschen in dreifacher Weise möglich:
Eine erste philosophische Begründung des Glücks gelang Platon mit seinem bildhaften Entwurf im "Höhlengleichnis". Im scheinbaren Glück der materiellen Glücksgüter wird der Mensch vergeblich nach dem ihm zugedachten Glück suchen. Um wirklich glücklich zu sein, bedarf es zum einen der Erkenntnis und des Wissens um die Unzulänglichkeit und Unvollkommenheit menschlicher Glücksbestrebungen; des weiteren der Umkehr in das eigene geistige Innere, um dort nach gründlicher Selbsterkenntnis die bisher nach draußen projizierten Götterbilder als Wegweiser zum außerhalb der menschlichen Seele liegenden Glück des Guten und Schönen zu nutzen. In diesem Überschreiten des subjektiven Inneren, d.h. des eigenen Denkens, Fühlens und Wollens gewinnt der Mensch Anteil der Glückseligkeit, die diese Güter spenden. Ferner wird er durch diese Teilhabe innerlich umgestaltet und erhält dadurch das zum Glück nötige Wissen und eine Tauglichkeit, die Platon "Kalogathia" nennt, was übersetzt so viel wie "edle und schöne Menschlichkeit" bedeutet. Durch diese kann er den eigenen Geist und Körper so ausbilden, dass ihm ein Leben zum eigenen und seiner Mitmenschen Glück gelingt.
Bei Augustinus (354-430) liegt der Anfang allen Glücks in einer engen Beziehung zu Gott. In diesem dialogischen und beglückenden Gotthaben eröffnet sich dem Menschen angeregt durch Erziehung und Ausbildung eine geistig-seelische Tüchtigkeit und Einsichtsfähigkeit, die dem eigenen und dem Glück des Mitmenschen dient.
Diesen Standpunkt gewann Augustinus nachdem er - wie er in seinen Bekenntnissen berichtet - durch die inneren und äußeren Stürme seines Lebens die Einsicht erworben hatte, dass Glück nicht durch materiellen Besitz oder Prestige und Ruhm zu gewinnen sei. Zum Glück seines Lebens gelangt der Mensch im Innersten seiner grundfähigen Seele. Dabei kommt es ihm nicht so sehr auf die Begrifflichkeiten an, mit dem er dieses beglückende Gegenüber bezeichnete, sondern vielmehr auf die Art des Seins, das ihm da "in ihm und doch hoch über ihm" entgegentritt. Es ist unwandelbar, verlässlich, wahr, gut, aber auch von einer unübertrefflichen intensiven Lebendigkeit, die man auf unsinnliche Weise riechen, schmecken, hören, sehen und fühlen kann. Was da auf vielfältige Weise seinem eigenen Inneren aus der Transzendenz des Gegenübers begegnet, charakterisiert er wesensmäßig als die Person schlechthin. (Personare bezeichnet im Lateinischen wörtlich "hindurchtönen".)
Damit hat Augustinus aus eigener innerer Anschauung die platonische Ansicht über das absolute Sein, um die zentrale Begrifflichkeit der Person erweitert.
(Autorin: Monika Wirthgen)